Existenzgründung für Menschen mit Visionen

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Kalender 18. April 2024
6 Min.

Thorsten Mally: Hallo und Herzlich Willkommen bei einer neuen Folge von Pflegesteuern. Mein Name ist Thorsten Mally. Ich bin Steuerberater und Gründer der Pflegebuchstellen und freue mich heute auf unseren Gast, Frau Dr. Christine Hardegen. Herzlich willkommen, Frau Dr. Hardegen. Vielleicht stellen Sie sich selbst kurz vor.
Christine Hardegen: Hallo, mein Name ist Christine Hardegen. Ich bin aus Heidelberg von der Unternehmensberatung für Sozialmarketing und ich freue mich heute bei Ihnen zu Besuch zu sein.

Thorsten Mally: Wir freuen uns auch. Endlich hat es geklappt mit einem gemeinsamen Termin. Es ist in der jetzigen Phase natürlich etwas besonders und schwierig zugleich. Wir kennen uns ja jetzt schon etwas länger und haben auch gemeinsame Schnittpunkte. Frau Dr. Hardegen, sie betreuen Existenzgründer in der Pflege und da stellt sich für mich immer auch die Frage welche Vorteile hat es oder was überwiegt? Startet man mit null Patienten, mit null Mitarbeiter und baut das Unternehmen von Anfang an auf, oder hat es nicht mehr Vorteile einen bestehenden Pflegedienst oder eine Pflegeeinrichtung zu übernehmen?
Wie sehen Sie das?

Christine Hardegen: Ich sage immer, das kommt darauf an. Ich habe zum Teil Leute, die suchen sich ganz bewusst nur einen Standort, weil sie sagen da habe ich genau die Leute, die ich haben möchte, da habe ich schon Mitarbeiter, die ich mit ins Boot nehmen kann. Es gibt Leute, die sagen, mir ist es wichtig, in meiner Heimat zu gründen. Das funktioniert sehr, sehr gut. Ich habe jetzt gerade, trotz Corona Krise zwei Menschen begleitet. Und jetzt konnten sie die zweite Einrichtung sehr erfolgreich eröffnen. Und warum? Weil sie da angekommen sind, wo sie zuhause sind, wo sie sich auskennen, in der Pflege und in ihrer Heimat.

Thorsten Mally: Ja, da merkt man auch das Vertrauen ganz wichtig ist in dem Bereich. Also, dass man die Leute kennt. Und nach so kurzer Zeit schon ein zweiter Standort?

Christine Hardegen: Ja darin begründet u.a. auch, dass die beiden aus zwei unterschiedlichen Regionen kommen. Und deshalb funktioniert es in dem Fall ganz gut.

Thorsten Mally: Finden Sie es generell gut, wenn sich mehrere Leute bei der Existenzgründung schon zusammenschließen, gegenüber einem Einzelkämpfer der sagt: “Ich starte so ganz alleine?“

Christine Hardegen: Naja, das Schwierige ist ja, dass es gar nicht ganz alleine funktioniert in der Pflege, selbst wenn ich ganz niedrigschwellig starte, z.B. als SGB XI Pflegeperson muss ich ja mindestens eine Vertretung haben. Insofern im Team ist man da stark. Nur muss dann natürlich alles gut geregelt sein, damit man weiß: Jawohl, so arbeiten wir zusammen und so sind die Aufgaben verteilt.

Thorsten Mally: Alles, was man so beim Start weg regeln kann und klar definiert ist, macht es dann einfacher bei der Anwendung. So kommt man sich später auch nicht direkt in die Wolle. Und wenn jetzt jemand kommt, der sagt „ich möchte ein Pflegedienst gründen“. Was braucht er eigentlich? Mit was kommt der zu Ihnen? Oder kommt er nur mit der Idee und bekommt dann von Ihnen so rundum Paket? Wie läuft das ab?


Christine Hardegen: Diese Existenzgründungsberatung, also die Gründungsberatung ist eine Begleitung, d.h. die Menschen kommen zu mir, mit der Idee, die sie umsetzen wollen. Das heißt, sie entscheiden. Sie gehen ihren Weg und ich begleite sie dabei. Wir sortieren Dinge zusammen, wir schauen was ist da.
Denn in der Pflege ist es ja nicht so einfach. Ich muss ja eine ganze Menge mitbringen an Fachwissen, an Erfahrung und auch an Führungserfahrung, damit das dann auch wirklich gelingen kann. Und ja, insofern ist es so wie eine Expedition zum K2 morgens, wenn man zu so einem Ziel aufbricht. Das erscheint ja erstmal riesig und ich bin sozusagen die Expeditionsbegleiterin, um zu schauen welche Basislager wir brauchen bis zum Ziel. Und ich begleite dann eben Schritt für Schritt auf dem Weg zur Zulassung, auf dem Weg zur Markteinführung. Ich habe einige Kunden, die ich tatsächlich schon zu meiner eigenen Existenzgründung damals begleitet habe und mit denen ich heute immer noch zusammenarbeite. Das ist eine große Freude.

Thorsten Mally: Dann sind wir da wieder bei dem Punkt Vertrauen sind. Das muss anscheinend sehr, sehr gut zu harmonieren um zu funktionieren. Gibt es aktuell irgendwelche Trends in der Branche, wo Sie sagen WOW, Wahnsinn, da kam jetzt jemand mit der total innovativen Idee, wie ist er da draufgekommen? Oder generell was beschäftigt die Pflegeeinrichtung, die Sie so betreuen? Was sind so deren Themen?

Christine Hardegen: Das zentrale Thema für mich ist: Wie gelingt es den Pflegenden, ihre Mitarbeiter zu begeistern und wenn sie das schaffen – also die Arbeitgeber – die haben dann auch keine Probleme, Mitarbeitende zu finden. Ich höre ganz viel Gejammer. Oh, wir haben zu wenige Leute. Nein, die haben nicht zu wenige Leute, sondern es kommt darauf an, die richtigen Leute auch magnetisch anzuziehen und dann gut für die zu sorgen und partnerschaftlich mit ihnen zusammenzuarbeiten. Und dann muss ich natürlich einen guten Arbeitsplatz bieten. Ich denke, da kann die Pflege auch technisch noch aufrüsten. Da gibt’s viele Möglichkeiten betriebliches Gesundheitsmanagement und so weiter was man tun kann. Die Digitalisierung menschlich und gut gemacht ist eine prima Sache für die Pflege. Auf jeden Fall. Und nicht im Quadrat denken, sondern tatsächlich dahin denken, wir haben einen Auftrag, wir versorgen Menschen. Wie kriegen wir das hin, dass wir unsere Leistung da gut hinbringen, aber auch selber als Menschen gesund bleiben?

Thorsten Mally: Das Thema Mitarbeiter beschäftigt die Branche ja jetzt schon echt seit vielen Jahren. Ich glaube, die Digitalisierung hat so in den letzten zwei Jahren an Fahrt aufgenommen. Das merken wir jetzt als Steuerberater ja auch gerade in der Phase, wo Kontaktbeschränkungen sind. Man merkt wie wichtig die digitale Zusammenarbeit ist und wie viel Einfacheres es letztendlich ist. Es ist immer so, dass die Änderung in einem bestehenden System Geld und Zeit kosten und natürlich auch den Veränderungswillen. Aber manchmal geht auch kein Weg dran vorbei.

Bei der Digitalisierung hatte ich so das Gefühl, da kommt nicht so richtig Schwung in die Kiste. Also so jetzt mal salopp gesagt. Und wir sehen, dass Pflegeeinrichtungen, die da gut aufgestellt sind, es dann auch leichter bei dem Thema Mitarbeiter haben. Also es hat schon was mit Attraktivität des Arbeitsplatzes zu tun, wenn die Mitarbeiter ein Tablet oder ein Handy haben, anstatt 100 000 Fotokopien.

Nun gut, jetzt haben wir über Existenzgründung gesprochen. Aber das ist ja nur eines Ihrer Aufgabengebiete. Sie machen ja noch so viel mehr. Sie sind ja auch noch Dozentin. Und dann haben Sie kurz angesprochen, dass es ja auch Leute gibt, die Sie schon über mehrere Jahre begleiten. Was sind da so die Punkte? Also warum kommt eine Pflegeeinrichtung, die vor zehn Jahren mit Ihnen gegründet hat, auf einmal wieder auf Sie zu und sagt Frau Dr. Hardegen, wir brauchen Sie nochmal?

Christine Hardegen: Naja, erstens, wann immer man jemanden von außen mit reinbringt, hat er nochmal einen anderen Blick auf was auch immer man neu angeht. Das ist die erste Geschichte. Die zweite Geschichte ist einfach gemeinsam mit ganz verschiedenen kreativen Tools und Ideen auch einfach Neues zu entwickeln, sodass es dann funktioniert. An der ersten Phase kann ich mal ein bisschen rumspinnen, auch mal verrückte Ideen entwickeln und dann muss ich gucken okay, wie kriege ich das hin mit diesem Korsett was sich bei uns im Gesundheitswesen hab. Wen muss ich noch mit ins Boot holen, damit es funktioniert, z.B. auch bei Ämtern, bei Behörden. Da ist es mir immer ganz wichtig, schon sehr früh dann auch z.B. die Heimaufsicht mit ins Boot zu holen oder die Ansprechpartner von den Pflegen- und Krankenkassen. Damit das dann auch wirklich funktioniert, weil wir sind ein Team. Und nur so klappt das!

Thorsten Mally: Ist die Nachfolge bei Pflegeeinrichtungen da auch so ein Thema? Kommt dann auch irgendwann jemand, der sagt Okay, ich bin jetzt Fünfundsechzig oder sechzig, Eher sechzig. Fünfundsechzig ist ja schon fast nicht mehr geplant. Das ist ja dann schon fast ein Notverkauf. Also da kommt jemand, der sagt Ich bin jetzt sechzig und ich bin auch irgendwie etwas amtsmüde. Ich habe aber zwei, drei Mitarbeiter oder Bekannte, die sind jung, die sind innovativ. Ich will das noch ein paar Jahre machen, aber jetzt nicht mehr so als Treiber. Ist Nachfolge auch ein Thema?

Christine Hardegen: Das ist ein riesiges Thema. Also das ist tatsächlich ein Trend, den ich jetzt auch beobachten kann. Überlegen Sie mal, die Pflegeversicherung ist ja 1995 oder 1994 eingeführt worden und jetzt haben wir so viele Jahre später. Und jetzt kommt die Phase, wo die Leute, die damals gegründet haben, eben in Richtung Rente marschieren. Und ja die Menschen, die ihr Baby entwickelt haben und das in gute Hände geben möchten, kommen zu mir. Oder eben auch tatsächlich die jungen Leute, die schon in der Einrichtung arbeiten, die sagen dann, „ich würde ja gerne, aber wie kriege ich das hin mit meinem Chef, mit dem bisherigen Inhaber?“ Das ist spannend. Mit beiden Perspektiven habe ich zu tun. Ich habe jetzt gerade wieder zwei, die ich begleite – genau bei dieser Frage.

Thorsten Mally: Dann haben wir so als Abschluss immer noch einen Running Gag.

10 Alternativ-Fragen

Thorsten Mally: Teamarbeit oder Einzelkämpfer?

Christine Hardegen: Beides. Aber nur als Team kommt man voran.

Thorsten Mally: Pizza oder Pasta?

Christine Hardegen: Auch beides. Erst das eine, dann das andere.

Thorsten Mally: Wein. Lieber rot oder weiß?
Christine Hardegen: Im Moment weiß.

Thorsten Mally: Pop oder Rock?

Christine Hardegen: Ganz schwierig. Auch beides.

Thorsten Mally: Podcast oder Klubhaus?
Christine Hardegen: Ich habe kein Apple, insofern im Moment eher Podcast.

Thorsten Mally: Berge oder Meer?

Christine Hardegen: In dem einen Jahr die Berge, im anderen das Meer.

Thorsten Mally: Mit dem Fahrrad oder mit dem Auto zur Arbeit?

Christine Hardegen: Normalerweise mit dem Fahrrad.

Thorsten Mally: Apple oder Samsung?

Christine Hardegen: Samsung.

Thorsten Mally: Analog oder digital?

Christine Hardegen: Ich finde, man muss den Menschen mitnehmen. Also ich muss analog anfangen und dann kann ich digitalisieren.

Thorsten Mally: Hund oder Katze?

Christine Hardegen: Schildkröte.

Thorsten Mally: Eindeutig ok. Da sind wir auch schon fertig. Super. Vielen Dank, es hat extrem viel Spaß gemacht, aber das war mir im Vorfeld klar, weil ich Sie schon jetzt einige Jahre kenne und auch sehr schätze.
Vielen Dank, dass Sie heute den Weg zu uns nach Kaiserslautern gefunden haben. Wenn ihr auch gerne mal zu uns ins Studio kommen möchtet, dann sendet uns eine E-Mail an Themen@pflegesteuern.de

Wir sind für alles offen. Wir sind ein junger Kanal und auf eure Mitarbeit angewiesen und wollen da euch anregen, innovativ zu sein.

Also bis zum nächsten Mal. Tschüss.

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